MB Kern Landhausberatung
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Montag, 28. November 2011

Mein Dach atmet


Die Begrünung der Dachfläche galt lange auf dem Land als exzentrisch oder merkwürdig, da ja rundum alles schon so schön grün ist.
Aber auch zu den Seitengebieten "Ruinenästhetik" und "experimentelle Archäologie" gehören ergrünende Mauern und gebäudeverschlingende Gewächse. Der Abbau jeglicher Substanz startet ja mit dem Richtfest, ist oft mit Feuchtigkeit verbunden und in den Kinderstuben der Bauschäden, Trennwände und Fussböden gut aufgehoben. Auf den Verschleiss ist Verlass, die biologischen Abbauhelfer seit Millionen von Jahren eingespielt.
Seit das Benzin und damit die Luft wieder bleifrei ist, hat die Abbaurate sichtbar zugenommen. Trotzdem kann der Kampf sich jahrzehntelang hinziehen, faszinierend die Strategien von Zubiss und Beharren.
Der Kampfplatz bildet dabei einen der seltenen nahrungsarmen Standorte in unsere überdüngten Welt und ist somit ein Refugium seltener Pflanzen und Pilze. Denn nur die sich erst bildende mineralisierte Schicht auf den Hölzern kann den Pflanzen einen Wachstumsort bieten, den Boden bereiten.
Zur sicheren Ansprache fehlen die langjährigen Versuchsreihen: während der Birkenstamm mit Bodenkontakt in einem Jahr zerlegt wird, ist die luftumspülte Eiche noch bis an das Ende unserer Tage aufrecht zu vermerken.

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Freitag, 25. November 2011

Lehmstampfmauer



Das Bauen mit Naturstoffen war bis zur Industrialisierung gewöhnlich und auch die Beschaffung von überlegenem Material (z.B. Sandsteintröge, Schiefer) war nur durch Binnenschiffe möglich. Erst die Eisenbahn pfiff hier das Lied der neuen Möglichkeiten und heute hat die Autobahn die Eigenheiten der Hauslandschaften fast ganz rundgelutscht.
Warum verschwand der Gebrauch frei lebende Baustoffe in unseren Gebäuden?
Der Einwand der mangelnden Haltbarkeit ist ein Dauerbrenner, aber er stimmt nicht pauschal. Sicher wurde z.B. Lehm im bewitterten Aussenbereich gern durch gebrannte Ziegel ersetzt, aber soll dieses Material auch im Innenbereich entfernt werden? Kostentheorie: Lehm sei teuer. Wie ist er zu diesem Wertzuwachs gekommen, wo es früher die billigste Ressource war und die alte Handarbeit heute leicht durch Maschinenkraft ersetzt werden kann?
Aber die Praxis hat eine eigene Wucht. Eine freistehende Lehmstampfwand, die vorher gut 100 Jahre als Stallwand diente, widersteht nochmal 40 Jahre und nicht in der Wüste, sondern im Weichselurstromtal. Entscheidend werden sich die Details ausgewirkt haben: Dachüberstand, Dicke, Fundamentierung, Zuschlagstoffe, Ziegeleinbau in den Ecken.
Was spräche gegen den Neubau einer Gartenrundlaube aus Stampflehm?
Nichts.

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Schöner schnauben



Der Erhaltungszustand ehemaliger Stallgebäude ist oft zweifelhaft bis ruinös. Zwar wurde bei Bau und Unterhaltung von Scheune und Pferdewohnung alles gegeben, da hier produziert wurde und somit das Wohl oder Wehe des Hofes entschieden. Eher litt das Wohnhaus, wie auch bei Gesundheitsfragen das Vieh Vorfahrt haben musste.
Aber jeder Bauer klebte an einer anderen Ackergegend und somit in verschiedenen Wirtschaftswelten. Dazu die Übernutzung der letzten 70 Jahre und der anschliessende Leerstand und nutzungslose Verschleiss.
Der oberste Punkt der Wohlfühlskala für Nutzviehunterbringung kann für Norddeutschland klar gezeigt werden: Ein Pferdestall von 1909, erbaut als Teil eines Mustergutes von einem in anderen Branchen reich gewordenen Unternehmers.
Selbst die durch die Zeit gegangenen Originalzustände im Bau sind glamourös: Sattelkammer mit Parkett und Täfelung gleicht einer Bibliothek, die Decke in Stahlbetonausführung und die Pferde puschten gegen feinstes Steinzeug, bevor sie sich am Wasserspeier die Lefzen netzten.
So homogen wie in der DDR-Propaganda war die "Klasse der Gutsbesitzer" nie, von der Edeladelschwemmschicht ging es hinab zum etwas grösseren Bauern, der unter dem Schuldenberg wackelte wie andere Dorfbewohner auch und oft mit nichts als seinem Adelstitel oder tadelloser Körperhaltung den Hof vor der Aufsiedelung verlassen musste.

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Dienstag, 15. November 2011

Fallensteller


Wer an nasskalten Abenden die passenden nordischen Kriminalfälle auf der Bücherliste hat, lernt die Dunkelorte in Gebäuden kennen. Gern in Kellern, Scheunen und (natürlich verlassenen) Fabriken, aber auch in den Häusern der Täter und Opfer. Schliesslich stirbt es sich nicht nur häufig und unerwartet daheim, es wird auch ausreichend verletzt bei der Hausarbeit.
Listig sind die unbekannten Fallen, die bei der ersten Besichtigung oder Inbetriebnahme nach dem Kauf auf ihren Fehltritt warten.
Schwach abgedeckte Brunnenschächte, zugewachsene Jaucheschächte, brüchige Betondecken auf Sickergruben im Gelände verteilt. Auf Stallböden halten die Anobien in den Einschubbretter die Luft an vor Spannung und die Lehmstaken knirschen so schön. "Laufen wie Katze, nicht wie Elefant" schwingt als Mantra durch die Dachstäube. Dazu grinsen Risse in den Wänden und Ziegel schieben sich aus Kappendecken: alles nur für starke Nerven.
MIt den Mächten des Verschleisses ist zu rechnen, aber unterschätzt wird oft die Fahrlässigkeit der Vorbewohner. Wie bei manchem Essen ist auch beim Heimwerkler die Marke "Selbst gekocht" oft eine handfeste Drohung und keine Empfehlung.
Bleiben Sie skeptisch, wenn die Bodentreppe neu scheint und ohne Geländer und Sturzsicherung prahlt: dieses Exemplar wurde von zwei Schräubchen gehalten auf einem dünnen Brett und war im Treppenloch gleich nur angelehnt. Die Stufen lediglich geleimt, wie man`s verstand.
Diese Wackelleiter kann beim Erstbenutzer auch ohne Textsicherheit die Treppe zum Himmel werden.

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Mittwoch, 9. November 2011

Hier kommt die Zukunft


Gegen dunkle Gefühle in unterkühlten Jahresabschnitten wird bei uns ja gern das Verkleiden empfohlen: Ruckzuck sind wir ein paar Andere, sehr lustig und haben rote Nasen.
Der königlichen Architekt und Oberlandesbaumeister K.F. Schinkel ging seinerzeit einen anderen Weg und prägte das Bild der staatlichen Bauten in Preußen für Jahrhunderte: roter, unverputzter Backstein, immer fein verfugt.
Gerichte, Post, Rathäuser sahen gleich eindrucksvoll aus, nüchtern ohne Firlefanz.
Doch nun weht ein anderer Wind. Die Energie wird gespart, das Klimagas gejagt oder die Dämmindustrie subventioniert, genaues wissen wir nicht.
Aber wir sehen: die Kostüme kommen von anderswo. Die Klinkerformate und Farben sind konsequent verschieden von den hier natürlich Vorkommenden.
Warum? Warum auch nicht! Schon in wenigen Jahren wird ein solch verklebtes Haus als originaler Klinkerbau angestaunt werden, wenn es rundum von hell gespachtelten glatten Kästen umgeben sein wird.
Mit Nörgeleien wird bald niemand den Fortschritt aufhalten wollen, wo es doch um das Sparen geht.
Aber noch ist es nicht so weit: Sparen kann man sich die ganzen Klinkerlitzchen samt 4 cm Pyroschaum und Klebemittel, denn die Ersparnis liegt im nicht spürbaren Bereich, eher in psychologischen Bedeutungsebenen.
Eine neue Heizung, den Dachboden oder die Kellerdecke dämmen sind denkbare ersten Schritte. Die Fassade zu morphen aber sorgt hier nur für jahrelange Grübelei: Wie nur soll das Werk in der nächsten Etage vollendet werden, wo es Rundbögen und Simse gibt die nicht klein beigeben wollen?

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