MB Kern Landhausberatung
Willkommen im LandhausLandhaus suchenLandhaus findenLandhaus bewertenLandhaus bewirtschaftenPreiseKontaktLandhausblog
 

Montag, 30. Juli 2012

Beamteter Selbstversorger

Über die Nachteile der Verbeamtung für das Gemeinwesen heute wird gern und mit persönlicher Einsatz gewettert. Dabei ist leicht die Begründung dieser Einrichtung aus den Augen zu verlieren.
Neben Regierungsapparat und Armee entstand mit der Reichsbahn eine hochmoderne grandiose dritte Instanz, die das Fortschrittliche am Deutschen Reich beförderte und zugleich repräsentierte. (In die Jetztzeit übersetzt wäre dies ein Monopolimperium, welches über Autoproduktion, Verkehrswege, Logistik in Deutschland waltete und dabei über Beschäftigte in Heeresstärke geböte).
In diesem Aufbruch gingen natürlich auch alte Bindungen aus dem Leim, die Landbewohner gingen in den Fabrikdienst und konnten sich nicht mehr auf den Sozialverband von Familie und Nachbarschaft verlassen.
Alle Beschwernisse der Arbeits- und Wohnwelt kamen beim Bahnbeschäftigten zusammen: Einen 24/7 Dienst bei allen Wettern leisten, im Nirgendwo eine Dienstwohnung beziehen und sich selbst zu versorgen. Dazu eine riesige Verantwortung: die Signale, Schranken und Weichen bei Petroleumlicht zu warten und richtig zu stellen, um bisher ungekannt riesige Werte sicher passieren zu lassen.
Die Bahnbeschäftigten hätten also ohne Beamtenstatus nicht heiraten können, denn welche Familie liesse sich ohne Sicherheit unter diesem Stress ohne Krankenversicherung und Pensionsanspruch gründen? So kam die Bahn zu loyalen Mitarbeitern in Uniform, die Kaninchen- und Taubenzucht wuchs rasant und die Hausmusik konnte sich in den kleinen Stationen weit in die Neuzeit halten.
Qualitativ aus einer neuen Zeit waren auch die Bauten der Bahn: Dieser Backofen war in Material und Architektur der Zeit weit voraus geeilt. Heute noch könnte er es locker mit allen Folkloreöfen aufnehmen: In Form, Funktion und Pünktlichkeit.

Labels:

Sonntag, 29. Juli 2012

Gift von Mutter Natur


Wenn Politiker oder Stars glauben, sie drehten am Rad der Welt und pflügten die Seiten zukünftiger Geschichtsbücher: gelacht! Der kleine Schlauchpilz Claviceps purpurea aka "Mutterkorn" hat dagegen richtig zugeschlagen. Wenn wir den Historikern und damit den zeitgenössischen Überlieferungen trauen mögen, wurden von ihm im Mittelalter ganze Landstriche entvölkert, die Hexenverfolgung befeuert und Abtreibungen ermöglicht.
Der knifflige Lebenszyklus des Pilzes wurde erst 1853 beschrieben, er befällt die offenen Blüten aller Gräser und bildet dort statt der Kornfrucht eine Dauerform, die eine brisante Mischung diverser Alkaloide enthält. Besonders der Roggen ist in feuchten Jahren ein Opfer und mangels Saatreinigung wurden diese Sklerotien mit verbacken. Gerade in Hungerjahren kam es so zu Massenvergiftungen, welche man sich nicht erklären konnte. Die Alkaloide wirken besonders stark auf die quergestreifte Muskulatur und verengen die Blutgefäße bis zum Absterben der Extremitäten.
Dieser Effekt verstärkt auch die Geburtswehen, oftmals aber wurde mit der Mutterkorngabe die  Abtreibung durch spontane Wehenauslösung beabsichtigt.
Wie bei allen Naturgiften ist die Dosierung unsicher, daher gab es in der Heilkunde bis zur Synthetisierung der Wirkstoffe oft Vergiftungen.
Ob die Kinderkreuzzüge und der Hexenhammer auch dem Pilz zu verdanken sind, wird nicht zu klären sein, aber seit dem 16.11.1943 mischt er wieder mit: Der Chemiker Hoffmann bemerkt bei seinen Forschungen mit Mutterkornextrakten eine Bewustseinsänderung.
Das Lysergsäurederivat ist entdeckt, welches als Acid oder LSD für weitere gesellschaftliche Wellen sorgte.

Labels:

Dienstag, 24. Juli 2012

Altvordere Fensterbank

Manche Fragen zur behutsamen Hauserneuerung werden oft schon vom Altgebäude beantwortet. Die Details der Ausführung, die Materialwahl und kleine Tricks lassen sich bei der Betrachtung der Überlieferung auslesen.
Hier ist eine Fensterbankversion an einem Stampflehmhaus zu sehen, welche 140 Jahre in unserem Klima ohne Regenrinne (sic!)funktionierte und fraglos weiter diente, wenn nicht das ganze Gebäude vom Fortschritt fraktioniert wird.
Alle wasserberührten Teile sind aus gebrannten Stein, die Neigung sehr elegant schon in der Ziegelei mitgegeben. Eine Reihe Ziegel hat offensichtlich als ebenes Auflager gereicht und bildete durch Ausrücken eine zweite Tropfkante.
Wie bei überlieferten, autorenlosen Nachlässen üblich, schlägt auch im Häuserlesen die Stunde der  Interpreten, zumal viele Überformungen zur Auslegung reizen.
Deshalb sind originale, wenig modernisierte Gebäude trotz vielleicht abschreckender Ansicht immer vorzuziehen.

Labels:

Montag, 16. Juli 2012

Verschattete Landkanten

Wenn in den metropolenfernen Flecken der Letzte das Licht ausmachen wird, um danach in der Stadt zu wohnen, ist der Nachruf schon gedruckt. Wahrscheinlich wird mit "plötzlich" und "unerwartet" verlogen, was lange absehbar war: Die Kulturlandschaft gibt es nicht mehr, die bleibende Fläche teilt sich in Agrarsteppe und Siedlungsreste, unterbrochen von einer Autobahn und dem vergessenem Gewerbegebiet, welches unter Solarkollektoren steckt.
Wie die Politik reagieren wird, ist leicht vorhergesagt: Zuerst werden neue Chancen verortet, dann an die Wählerinnen und Wähler appelliert. Schliesslich gibt es Förderungen für den Abriss der aufgegebenen Häuser im Dorf - ein solches "Schandfleckprogramm"wird gerade in Thüringen vorbereitet. Endlich Prämien für de Aufgabe unrentabler Siedlungen mit kriminell geringem Konsum. Der öffentliche Nahverkehr und Stromanschluss sind da schon im Reich der Sagen und Erzählungen angekommen (die Kosten!).
Komplett unrentable Bewohner agieren in neuen Freiräumen mitten in Europa - diese Vision von einem Ende der bekannten Welt konnten die expressionistischen Dichter Jakob van Hoddis, Alfred Lichtenstein und Else Lasker in ihren dämmernden Weltenden noch nicht erschauen.

Labels:

Sonntag, 15. Juli 2012

Zielkonfusion

Jeder Wagemutige, welcher sein Geld und einen guten Teil seiner Zukunft in eine vernachlässigte Bauhülle auf dem Lande wirft, gehört natürlich kräftig beklatscht. Er oder Sie wollen schliesslich etwas Ererbtes erst noch erwerben, um es zu besitzen, ganz wie Goethes Mantra rauscht.
Das Dilemma zeigt sich auf dem Weg: Jedes erneuerte Bauteil sieht zwar so ähnlich aus wie der bewunderte Altbestand, aber in der Summe bilden die Teilchen oft ein schiefes Bild.
Hier musste das alte Holztragwerk, welches ein gutes Jahrhundert alles ertrug, der neuen Raumplanung weichen. Um aber die alte Anmutung heran zu zaubern, sollte es wieder Sichtfachwerk werden, jedoch... Ob Brandschutz oder Statiker: egal, der Balkenquerschnitt wuchs beträchtlich, das Riegelwerk mit. Die Steher mussten Eiche werden und der Rähmbalken, den unser Bildzentrum beharrlich oben sehen will, kommt gleich als Eisenträger daher.
Wie nun weiter? Die Zapfen in die Eisenträger senken? Nein, liebliche Mützchen halten die Holzwand am rechten Fleck.
Vielleicht bleibt das obere Dilemma ja nicht sichtbar, aber wenn man nach Ansicht des Erreichten noch einmal wünschen dürfte: wäre ein reines Eisentragwerk mit Säulen nicht die bessere Wahl?

Labels: