MB Kern Landhausberatung
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Donnerstag, 30. Oktober 2008

Herz aus Gold



Wem ist es noch nicht aufgestossen: Geldbeträge unter 10 Euro werden herzhaft befeilscht oder erbittert verwehrt, aber alles über 100 Euro wird zustimmender durch die Herz-Hirnschranke gewunken.
Ob Mode, Imageauspolsterung oder Selbstbildverstärkung: Die Gefühle spielen gern verrückt. Allein durch das Glitzern der Zubehörpakete kann ein ambitionierter Verkäufer den Preis des selbstfahrenden Knallgastreiblings innert einer halben Stunde um 2 Scheine andicken.
Dieser subversive Schlupf in der internen Finanzkontrolle steht bei allen Hausausgaben auch bereit. Jeder wird beim Hauskauf durchgeschüttelt: Von der eigenen Dynamik, dem Lächeln der Herzensdame oder dem Wunsch, es dem Makler zu zeigen.
Doch fast jeder möchte beim Umbau seines Hauses einen wohlfeilen Rat und richtig preiswerte Ausführung. Der Hinweis auf die grobmaschige Gelddecke fehlt fast nie.
Aber preiswert bedeutet nicht etwa billig und der fachliche Rat eines ausführenden Handwerkers oder eines idealistischen Fachverkäufers ist doppelt wertvoll und soll ja auch für bare Münze genommen werden. Nur so wird das erstandene Material davor bewahrt, nach kurzer Verweildauer wieder im Container zu landen.
Es ist geboten - wie bei manch anderen anregenden und fesselnden Beschäftigungen- regelmässige Pausen einzulegen. Einen Schritt zurücktreten und den Rahmen des Ganzen zu erfassen. Nur so ist der Detailverirrung zu begegnen, die manchen Schritt-für-nach-Bauer in den Baustellentiefenrausch zog.
Wenn ich neben der Kaufsumme nicht mindestens noch einmal soviel baren Geldes für eine Nutzbarmachung und Sanierung des Hauses erwarte, ist der Zwist absehbar.
Eine Hilfe, den Lockungen des ganz-schnell-wie-neu-billig-Lösungen besser zu widerstehen, kann die Betrachtung erhaltener Originale sein. Welch Liebe, welches Material, welch Bewusstsein. Was für langwirkende Freude, über die Funktion hinausweisend.
Sandows Warnung "Wohin soll denn die Reise gehen? Ich weiss es nicht und wills nicht wissen!" kann gern in dicken Schallwellen als Nebelhorn dienen.

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Sonntag, 19. Oktober 2008

Bei Grün kannst Du gehen...


Bevor ein Baum zu sehen ist, muss er den Weg in die Erde gefunden haben. Wer immer ihn dorthinein wurzelte, soll gepriesen werden. Oft wird das Bäumepflanzen ja verdrängt bis zum Ende des Waldsterbens oder den Eichhörnchen überlassen. Liegt es an Luthers Slogan?
Falls nun am Bestandsgrün etwas geschnitten werden soll, müssen zuerst die guten einheimischen Ratschläge beiseite geharkt werden. Immergrüne Spindelgewächse aus dem Baumarkt sind Totenbäume, kein Insekt und Vogel mit Anstand fängt mit so einem was an.
Pflanzt Salweide!
Bäume schneidet man auch nicht am besten im Winter zurück, sondern früher blieb nur diese arbeitsarme Zeit für die Baumpflege. Der Grünschnitt ist im Kommen: Form und Zustand der Äste ist besser einzuschätzen und die Anlage des nächstjährigen Astwuchses steht noch nicht in der Matrix festgeschrieben.
Laub hat seine Bedeutung und bleibt vorzüglich auf dem Boden liegen, jede Person mit einem Gebläse gehört wahlweise entmündigt oder enteignet.
Aber nicht jeder Wildwuchs muss ertragen werden. Wenn uns der Ast wiederholt den Hut vom Kopfe schlägt, der Hofbaum den Beschattungsradius zu verfehlen droht oder die Fenster ein Tiefseepanorama offerieren ist zum Schnitt geraten. Es gilt den Chirurgen nachzuahmen: Messer abflammen zur Desinfektion, glatte Messerführung und schräge Fläche zur Wasserableitung stehen lassen.
Der lebensfrohe Baum überwallt die Fläche rasch, es ist sein uralter Reparaturplan.
Zudem sorgt der Herr ja dem Vernehmen nach selbst dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

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Samstag, 11. Oktober 2008

Holzspalten


Eine ständige Sorge bei allen in Gebäuden verbauten Hölzern rührt vom Aussehen her. Wenn es Abweichungen von unseren Erwartungen an glatte, vollkantige Balken gibt, wachsen Sorgenfalten. Im Bestand scheint es erst hinnehmbar, aber bei jeder neuen Ansicht reckt und weitet sich der Riss. Im Traum rieselt dann schon mal das Innenleben ala Dali aus der Decke... Diesen albträumenden Kniff beherrschen auch Mauerrisse perfekt.
"Holz ist ein Naturprodukt!" brabbelt jeder Holzhänder und meint darin einen dreifachen Mehrwert verborgen: voll grün, planetenrettend und stofflich im Vollkreislauf. Wohl wahr und bei Neuholz sind heute sicher Schwundrisse zu erwarten. Aber seit 1934 gibt es keine Ausrede mehr für mangelnde Warenkenntnis beim Händler: Damals veröffentliche der Schweizer Hermann Knuchel den Klassiker "Holzfehler-Die Abweichungen von der normalen Beschaffenheit des Holzes". Wer mit Holz zu tun und nicht den Reprint im Tresen hat oder im Gespräch gar Unkenntnis durchblicken lässt ist ein Pfarrer ohne Bibel.
Früher gab der Zimmermann reichlich Reserveholz in den Bau, aus dieser Erfahrungsstatik heraus stehen all diese Bauten, die rechnerisch schon eingestürzt sein müssten. Die alten Bauhölzer waren zudem inhaltlich überlegen: Durch Wuchsdauer und forstliche Umsicht bei der Fällung war der Kernholzanteil deutlich grösser als bei heutigem Plantagenholz. Allein das Gewicht gibt darüber deutliche Auskunft.
Beim Holzkauf also den Finger in die Wunde, beim alten Holz kann man dem verblichenen Zimmermann vertrauen.

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Ausgepresst



In der Dorfbevölkerung wird altes Wissen und Geschick oft wie nebenbei weitergegeben. Jährlich wiederkehrende Tätigkeiten konservieren nicht nur die Gartenfrüchte und Tierbestände, sondern auch das praktische Wissen um die Dinge. Alle Ratgeberliteratur muss zurücktreten vor den lebenden Festplatten, die oft mit einem Handgriff gordische Knoten lösen. Geht ja auch ganz leicht, wenn man vierzig Jahre üben musste. Der beste Ort zur Verwahrung dieses Schatzes sind die Augen des spärlichen Nachwuchses, die alles aufsaugen und mitmachend im Hirn verfestigen. Nachdem viel Handwerkerwissen am Bau schon komplett verloren war, konnten es die letzten Vertreter eines Fachstammes wiedererwecken: Lehm-, Terrazzo- und Natursteinarbeiten hätten in Büchern allein nicht überlebt.
Wichtig ist auch die kleinste Weitergabe. Wer ein sonniges Wochenende erwischt, eine gute Saftpresse parat und reichlich leere Flaschen sein eigen nennen kann, hat an einem Nachmittag rasch den Wintervorrat an bestem Holundersaft für einige Familien zusammen. Ja, den gibt es auch im Reformhaus (für Apothekenpreise), die Chinesen liefern ihn sicher billiger, aber was wir durch das eigene Handeln erreichen können, ist unbezahlbar: Vom unwissenden Konsumenten zum Produzenten, der auch in einer postkapitalistischen Welt für sich selbst sorgen kann und nicht nur will.

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Aussteigerfibel


So komplex und klärungsbedürftig sich die baulichen Details am Haus auch präsentieren- das Leben in einem Landhaus hat noch mindestens zwei weitere Dimensionen ungeahnter Tiefe.
Zum einen die passende Nutzung der Hausfunktionen durch die Belegung mit Clan, Tribe oder Teilzeitnomaden sowie ertragreiches Jagen und Sammeln auf dem flachen Gelände. Andererseits die soziale Einbindung in die bestehenden Flechtwerke von Stammtisch, Schlachtegruppe und LPG-Biographien mit Ihren Festen, Treibjagden, getratschten Kontrollangriffen und ererbten Zwistigkeiten.
Für Soziologen und Ethnographen ein präsentables Praxisfeld, entschlüsselt sich hier doch vieles leichter als im amazonischen Waldindianermännerhaus. Wer anerkennt, das alle Menschen gleich sind (und auch Brüder werden könnten...), wird also unsere Austattung aus Neid und Schadenfreude und aufflackernden Altruismus wiedersehen.
Ein hilfreiche Handreichung für ernsthafte Auswanderer nach "draussen im Lande" erscheint (endlich!) unter dem Titel "Die kleine Aussteigerfibel" von Andrè Meier im Seitenstraßenverlag.
Dieser Mann kommt aus der Praxis, man munkelt: sogar aus dem Landkreis OVP. Ob er schon verroht genug ist, mit seiner Wahrheit das Buch zum Standardwerk zu erheben, werden wir bald auslesen und allhier verbreiten.

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