MB Kern Landhausberatung
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Dienstag, 23. Dezember 2008

Auf die Nüsse


Kein Eigenschaftswort zur Selbstbeschreibung scheint so beliebt wie "kreativ" (nach open minded, Sinn für alles Schöne und ähnlichen Hinguckern). Also mit der ganz grossen Kelle aus dem Vollen "schöpfen" und so den bisher als Schöpfer verdächtigten Kindermärchenonkel endgültig ins Buch verbannen.
Hier meine Weissagung: Greif zum Baum, wenn Du in die Zukunft wirken musst und eine lebenswerte Ecke schöpfen magst. Wähle dazu einen Profiteur des kommenden milden Klimas, setze auf den Nussbaum.
Um einen Hof zu beherrschen, drängt sich die Echte Walnuss mit all ihren guten Eigenschaften auf. Als Einwanderer aus den türkischen Tälern wurde sie als griechische oder persische Nuss bezeichnet, der Teutsche hatte für alles Fremde den Oberbegriff "welsch" parat, was sich zum irritierenden "Wal" abnutzte.
Wenn die intensivgrünen Blätter sich zeigen, ist endgültig Mai und Sommernähe heran. Der Baum ist frohwüchsig, beschattet grosse Flächen zuverlässig und sein Blätterwurf zeigt den ersten Frost an. Obacht: Die Grösse und Qualität der Nüsse ist je nach Varietät sehr verschieden! Also genehme Nüsse selbst ziehen und hochpäppeln ist der langwierige aber sichere Weg, auch sollte der Baum nach 10 Jahren in Form geschnitten sein. Dabei den abweichenden Saftstrom beachten: nur im August beschneiden, sonst schliessen sich die nässenden Wunden sehr schlecht. Nach 12 bis 15 Jahren zeigen sich die Früchte und der Ruhm und die Freude nehmen kein Ende.
Wer sein Schöpfertum in grosse Schuhe packen will, kann durch die Aufforstung grosser Flächen mit diesem Edelholz ein Namensschild im Gasthof erwerben. Nussholz bleibt begehrt als Gewehrschaft und dessen Ersatz, dem Schaltknüppel in der mit Nusswurzelfurnier tapezierten Motorkutsche. Ja und natürlich jede Menge Nüsse bis dahin. In kaum 80 Jahren schlagen sich alle vor den Kopf und sagen: Hätt ich man...damals...
Da jedoch niemand mit unzumutbarer Bückarbeit seine Butter verdienen muss, wird es auch nächste Weihnacht gebleichte Nüsse aus China und Kirgisien geben.
(Ja, auf dem Foto sind Haselnüsse, schon klar. Begründungspunkte: Weihnachten, Märchen)

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Eier und Hennen


Die Antwort auf die Frage, wer all den Frischmüll in den Baumarktregalen zu verantworten hat, wird gern hin&hergeschoben. Die Kunden behaupten beinhart, sie würden am liebsten nur ökologische, formschöne und beständige Waren aus dem Regal klauben- wenn es sie denn dort gäbe. Der Produzent antwortet mit dem Händler im Chor, nur die nachgefragten und gekauften Produkte pflichtschuldigst nachzufüllen.
Das ein Grossteil des Umweltmülls im Heimwerkerbereich umgeschlagen wird: geschenkt. Solange der Kunde kein Warenwissen hat und keinen Drang spürt, seine Nachfragemacht für ein sinnvoll-nachhaltiges Angebot einzusetzen, wird er am Preis entlanghangeln und das Elend der Warenwelt verlängern, ausser bei Tiernahrung.
Nein, hier gibt es keine Ausreden: auf die Nachfragen der Enkel, ob man nicht schon damals all dies hätte wissen können, ist nur ein mea culpa möglich.
Wer nun ein Landhaus hat, kann wenig mit den durchgenormten Industriestücken anfangen. Ihm bleibt der regionale Handwerker und nee, da is nisch billisch. Aber jedes Stück ist fähig einen selbst zu überdauern und der Nachbrut eigene, charaktervolle Teile in seinem Haus zu hinterlassen.

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Montag, 15. Dezember 2008

Bauwerksmarker



Die Medizin ist recht zart geworden, wenn es gilt, neue Erkenntnisse einzusammeln. Immer leiser wird in den Blutbahnen gefischt, mit klitzekleinen Markern gekeschert, um dort dümpelnde Nachrichten aus fernen Organen abzukupfern.
Das neuerworbene Haus wird dagegen schwungvoll in Besitz genommen: Raus mit Trödel und Linoleum, weg mit allem Alten und was Neues hergebaut. Dieser Schwung reisst aber auch Dinge in den Schlund des Containers, die uns etwas von den alten Hauszeiten flüstern können. Denn die Bauarchive sind bei ländlichen Häusern oft schmallippig und unwillig. So muss die Hausforschung (mit Hammer und Kuhfuss als Stethoskop) sich an den Muffel des Dachbodens oder den Schlamm des Kellers heranrobben, immer auf der Suche nach Indizien und Beweisen.
Aber bei Fachwerkbauten kann es sich schnell um Siedlungsplätze mit 600 Jahre Geschichte handeln. Nicht nur in Abortgruben sind Siedlungsspuren hinterlegt, bis zum Jahr 1990 wurde oft Müll auf dem Dorf komplett auf dem Grundstück oder in lokalen, ungesicherten Müllhalden vergraben. Daher gilt es, die Augen und den Geist bei jedem Kabelgraben offen zu halten.
Profane Massivbauten sind selten älter als 200 Jahre in der Landschaft, auch lässt sich hier vieles am Hochbau schlussfolgern oder herauslesen.
Auch jüngste Geschichte ist zu haben, etwa wenn in Lodz ein russischer Gullydeckel von 1910 und ein Telefonverteiler der Reichspost in einem Gebäude überdauerten.

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Die Kunst der Fuge



Auch Unmusikalisten wie der hiesige Autor können sehr wohl etwas zur Bedeutung der Fuge verlieren. So bescheiden sich dieser ausgefüllte Spalt zwischen zwei Bausteinen oder Fliesen auch geben mag: er beeinflusst enorm. Denn in der Fläche prägt er die Erscheinung einer Wand ebenso wie die Anmutung des Bodens. Deutlich ist es beim Pflaster, beim neuen Terracottabelag oder dem Fliesenbild gleich gegenüber der Sanitärkeramik.
Aber entscheidend waltet die Fuge im Sichtmauerwerk. Der Reformer des preussischen Bauwesens K.F. Schinkel hat sich mit der Beförderung der Backsteinkunst wahrlich prägend in die Landschaft geschrieben. Es gab schier nichts im Bauwesen des Landes, was er nicht auf Verbesserungen hin prüfte.
Die Ablösung der bisher verputzten Massivbauten durch sichtbares Mauerwerk erforderte scharfkantige Ziegel bester Sorte und Arbeiter, die damit ansprechende Flächen setzen konnten.
Die bisher versteckt lebende Fuge trat gestaltend hervor: "... sauber ausgestrichen und mit einer eigenen Fugenkelle nach dem Lineal vertieft, womit das Werk noch mehr reguliert".
Die Wirkung der Fläche konnte durch die Farbe, Schatten oder Wülste fein gestaltet werden.
Bald kam in den Staats-, Eisenbahn- und Postbauten das Sichtmauerwerk durchgehend zum Einsatz.
Und so prägt neben den Verbänden, Formziegeln und Brandfarben die Mauerwerksfuge unser Bild von der märkischen Heimat entscheidend mit.

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