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Sonntag, 22. Mai 2016

Unterleuten von Juli Zeh


Was die Bewohner eines begrenzten Habitats zusammenleben lässt, ohne das der ganze Ort rasch auseinander fliegt, ist schon lange eine spannende Frage. Es gibt dazu hochkomplexe Antworten, egal ob empirisch oder wissenschaftlich ermittelt. Fest steht nur, das jede Menschengruppe rasch in mehrere Parteien ausdifferenziert, die gegeneinander stehen.
Die Eigenen und die Zugereisten, wir und die anderen, die vor dem letzten Krieg schon da waren und die später kamen sind dabei Standardpersonal.
"Das Dorf" als Heimatrahmen scheint so prima auf den Objektträger zu passen, weil es aus Stereotypen erbaut zu sein scheint, die unsere Vorfahren aus deren Herkunftsdörfern mitbrachten und mit ihnen die ganze Welt erklären wollten.
Julie Zeh gräbt so einen Wurzelballen aus und folgt den verflochtenen Strängen, straff mit den Handelnden verbunden. Sie beschreibt sehr authentisch den sozialen Kitt im Ort. Er entstand in der Vergangenheit und wird mit jedem Handschlag und gesprochenen Wort in die Zukunft hinein verdickt.
Diese Sozialbank, in die jeder etwas einzahlt und abhebt, ist die große Verrechnungsstelle der unsichtbaren Verbindlichkeiten. Sie besteht über allen vom Staat gesetzten Institutionen und den Zugang können sich Neusiedler nur erarbeiten und ertauschen und es braucht Zeit. Ohne einen passenden Tresen, wo man sich an die Handelnden des Ortes herantrinken kann, kann es knapp mit dem Lebensvorrat werden.
Das Dorf als Ort der Arbeit ist vorbei, als Ort des Wohnens steht es als aufwendig und unnütz in der Restlandschaft. Ohne diese Siedlungen könnte die Fläche viel krasser nach Verwertungsnutzen abgesucht und umgegraben sein, die Restnatur zum Gewerbegebiet gewandelt.
Wenn nicht die störrischen Leute wären, die auch ineffizient leben können und damit wieder die nächste Welle untertauchen, die übers Land rollt.
Eines der besten Bücher zum Landleben!

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