MB Kern Landhausberatung
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Montag, 30. Juni 2008

Frau Keller und Herr Dachboden,


diese beiden Figuren sind sprichwörtlich gewordene Kundentypen bei Trödlern wie Händlern alter Baustoffe. Fast jede ausgestellte Rarität wird rasch kommentiert: "jenau sowat hattnwa aufm Dachboden, hamwa vor drei Wochen beim Sperrmüll rausjestellt, det olle Zeuch"!
Ein paar Jahre später schreckt man nicht mehr zusammen und malt sich den entgangenen Fund aus, sondern weiss die Einsamkeit dieser Passanten und ihre Suche nach der Bedeutung verbal auszuleuchten und zu bedienen.
Aber wer ein Landhaus erwirbt, kann echte Funde erwarten. Damit sind nicht Eichenmöbel und güldene Gabeln bezeichnet, denn was jedem auf dem ersten Blick verwertbar erschien, ist mit dem letzten Bewohner oder dem ersten Schnüffler zurück in den Kreislauf gegangen. Seit der Schrott Rekordpreise reisst, sind diese Materialien auch im letzten Schuppen fein beräumt.
Aber Spuren am und im Haus, die von den Erbauern oder längst verwehten Bewohnern reden, wird es immer geben. Ziemlich sicher in Brandenburg: das Feldsteinpflaster unterm Hofgrün. Obendrein aber: alte Werkzeuge, Koffer von Feldpostbriefen, Karten aus dem ersten LPG-Urlaub, ein verdeckter alter Ziegelboden im Keller oder ein astreiner Terazzoküchenboden: erwirb es, um es zu besitzen. Selbst aus des Geheimrats Zeiten hat der Autor dieser Zeilen schon Belege aus profanen Gebäudehüllen gezogen: gesiegelte Staatsschuldscheine, nie getragene Brauthüte, Pfandbriefe auf den Eichenwald hinterm Haus mit den sprichwörtlichen drei Kreuzen der Bauern.
Aber auch: nicht benutzte Flakgranaten, das Pistolenmagazin für das Unvorstellbare und eine Versicherungsrate für das erste Halbjahr 1945, Schrankinschriften der ukrainischen Fremdarbeiterin, Reste des behelfsmässigen Unterstandes im Garten...
Wer dann mehr wissen muss, frage Nachbarn, Bau-,Kirchen- und Kreisarchive.
Katalogverzeichnis zum obigen Fund: "Beschäftigung vortäuschende Werkstattarbeit aus einer LPG-Schmiede in Ostdeutschland, 2.Hälfte des 20.Jahrhunderts"

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Samstag, 28. Juni 2008

Spatzensiedlung


Die Dachhaut muss das Niederschlagswasser sicher ableiten und den Dachraum gut verschlossen halten. Dies geschah früher durch die Vermörtelung der Grate und Firsten, was bei stark gewölbten Formen wie S-Pfannen und Kremper schon einige Karren Mörtelmasse auf dem Dach erforderten. Der Zugang zum Dach für Fledermäuse und Insekten war durch die Rauheit der Ziegel oder Lücken in der Deckung gegeben.
Mit der Dämmung der Dachräume wurde die Belüftung des Daches unterbrochen und mit Folien eine dichte Hülle hergestellt. Dies brachte bald massenhafte Bauschäden, denn die Ansammlung des Schwitzwassers in der Mineralwolle gab den ausgebauten Dachwohnungen die Sporen und der Pilz feierte die neuen Biotope. Schnell besann man sich auf die Notwendigkeit der Luftzirkulation zum Feuchtetransport und die Hülle wird nun durchweg dampfdiffusionsoffen angelegt.
Aber auch unter der dichter liegenden Ziegelschicht muss die Luft zirkulieren können und so werden die Grate und Firsten heute offen verlegt, damit warme feuchte Luft oben austreten kann. Dazu wird der Lufteintritt unten an der Traufe mit einem Lüftungsgitter gesichert.
Grünes Licht für Nestbaumeister wie Sperling und Star, auch wenn die verwendeten Dichtmittel gegen die UV-Strahlen resistent sein sollten. Das belebte Dach ist gefährdet, denn das Nistmaterial, dazu reichlich Kot und tote Jungvögel lassen die Regenrinnen verlanden und verstopfen Wasserleitbleche an Gauben und Dachdurchbrüchen.
Abhilfe schafft: eine erhöhte Schlagzahl in der Rinnenrevision zu fahren und unbedingt Laubfilter am Fallrohr anbringen, um ein Verstopfen der unterirdischen Wasserverrohrung zu vermeiden. Eine Glättung der Nistvorsprünge ist erst beim nächsten Dach möglich.

Dienstag, 24. Juni 2008

zwei senkrecht, sechs waagerecht



Wer grübelnd vor den grauen, verputzten Wänden seiner Nebengebäude steht, wird herzhaft bedauern, das die Materialnot alter Zeiten unerklärlicherweise nicht für den Zement galt. Wie sonst ist der schlagfeste Belag auf vielen Wänden und das blauschimmernde Füllmaterial auf Böden, Decken und anderen, selbst wunderlichen Orten zu erklären?
Bevor nun über weitere Materialverwendungen zur gefälligeren Ansicht der Gebäude auch nur nachgedacht wird: Lasst Pflanzen sprechen! Die Kraft zweier Weinranken schafft in zwei Jahren einen kompletten Szenenwechsel. Nicht nur das Auge kann rasten, auch für Insekten und Vögel gibt es an der warmen Mauer mehr zu holen als früher. Der Mörtel bleibt im Regal und mal ehrlich: wem wäre mit einer glatten, aber immer noch grauen Wand geholfen? So können wir zwölf Quadratmeter Neuland besiedeln lassen und mit Insektenbuch und Geduld das neuen Biotop kennen lernen.

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Ein Bollwerk der Ehrlichkeit


Die Aussenhaut von Gebäuden ist als Blickfang auch sehr den Moden unterworfen. Gern täuscht man dabei sich selbst und andere und gibt Fantasien als Realien aus. Zu gern verdeckte man das bäuerliche Fachwerk mit Putzorgien, um ein städtisches Steinhaus mit gehauenen Fenstergewändern anzubieten. Die Gründerzeit überbot sich in Stuckträumen auf märkischen Ziegelwerk und zauberte Säulen, Kanonen, Mauerquader und Alabasteratlanten für das Hauptstadtgefühl.
Aber welche Geschmacksunsicherheit folgte dieser mit grosser Geste behaupteten Erlesenheit! Da wurden intakte Natursteinfassaden unter Zementputz begraben, feinstes Ziegelmauerwerk samt Fensterstürzen hingerichtet und verkleidet und als bitterer Witz gefühlige Bohlenpseudofachwerke vor solche Fassaden geschraubt. Die Philosophen haben ja hinreichend das Elend der Welt beklagt, welches nur deshalb entsteht, weil der Mensch nicht in Ruhe in seinem Zimmer bleiben und sich dem Müssiggange widmen mag. Wieviel Schaden am lebenden und toten Inventar wäre damit aufs trefflichste abgewendet! Ein Narrenkarussel der Wichtigkeiten, ein Spiegel unserer aussengesteuerten Empfindungen.
In jedem Gebiet mit hoher "Eigenheim-Dichte" sind die verzweifelten Versuche nicht zu übersehen, mit denen mancher den vermissten Abstand zum Nachbarn und damit der Welt darstellen will. Gemütlichkeitszitate mit entsprechend kläglicher Ausführung und grotesker Materialwahl bleiben da nicht aus. Eine bizarre Welt- nur für starke Nerven.

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Samstag, 21. Juni 2008

Wärmendes


Eine feste Feuerstelle verhindert vagabundierende Brandkreise quer übers Grundstück, schön und gut. Aber falls es regnet, windet oder das Babyfon seine Grenze erreicht? Dafür hat uns Prometheus das Feuer als mobile Packung abgeholt. Im Mediengedächtnis ist der Vorfahre "Bronxfeuer" im Ölfass zu finden. Auch Kohlenglutkörbe der Gleisbauarbeiter (besser aber bekannt durch Streikposten mit unsäglichen Logos auf den Protestlätzchen) gehören in diesen Verwandschaftszweig.
Richtig heiss wurde die Feuerschale, als die scharfen Rodeteller der Kartoffelerntemaschinen auf Drahtbeine gestellt wurden. Ein paar Schienenbeinbrüche später ist sie nun ausentwickelt: Mit Griffen, abgerundetem Rand und passendem Grillrost folgt es uns unter Terassen, auf Balkons und in das Partyzelt. Es führt die Asche brav mit sich und strahlt die Wärme in Kniehöhe ab. Dem Körperkontakt über das Feuer hinweg steht nichts im Wege ausser kurze Arme.
Es liegt an der Brennstoffwahl, wie uns das Wasser im Munde zusammenläuft: Fett-& Bieraromen auf Grillkohle dürften klare Signale senden.
Aber die hohe Kunst der Verführung durch die Wahl des richtigen Holzes? Da hapert es am Grundwissen, welches sich die Heizer gehobener Gesellschaftskreise in längen Nächten anschmurgeln konnten. Statt ein Lehrwerk über die feinen Wirkvarianten von Birke, Fichte und Zedern für den Hausgebrauch zu skribieren, nahmen sie die Lehre über die strahlende Erotik der Flamme mit in die Kisten.
Also Selbstversuche: Eröffnet die Saison!

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Freitag, 13. Juni 2008

Musst Du immer Rasen?


Wenn wir mal gar nicht weiter wissen, können wir uns ja immer noch am Begriff aufrichten. Somit heisst der von vielen Grünlandgehetzten angepeilte Belag um das Haus in der Urform "englischer Rasen". Mit dem lokalen Hinweis wird sacht angedeutet, welche Bedeutung das auf der Insel anzutreffende Klima für das hegemoniale Leitbild einer Grünfläche hat. Dazu bedarf es der rechten Bodenart, nur etwa 200 Jahre Kulturerfahrung und gärtnerische Innovation. Die englischen Gärtner nicht vergessen.
Falls die Werbung der Gartenabteilungen samt beliefernder Industrie die soziale Wertung eines Hausbesitzers auf die Rasenhaftigkeit seiner Erscheinung stutzt, fürchtet Euch nicht. Diese Wahnvorstellung nutzt nur den Verkäufern aller unnützen Folterartikel für die ehemals so stolzen Vertreter der Gattung Gräser. Die Quälkette ist so deutlich unsinnig und nur zwangsveranlagte Charaktere versuchen weiter, Naturflächen in eine abstrakte Schreibtischkultur zu pressen.
Das Haus und gerade das Auslaufgrün versprach Ruhe, Erholung. Doch kaum hat sich der Halm mit der Sonne gehoben, wird er bis zur Wurzel gestutzt. In der Frühsommertrockenheit wird der Gelbrasen gesprengt (achtet den Klang der Worte) um ihn alsbald an den Rand der Existenz zu scheren.
Nein, es ist genau kein grüner Teppich, der Euer Wohnzimmer verlängert: es ist nur eine monokulturelle Wüste ohne Kraft und Bestand, ohne Düngertropf und Wasserfolter zeigt er seine wahre Verfassung. Die Mähgerätemassaker überlebt kein Insekt, jedes Blümchen weggespritzt und Maulwürfe vergast: Dieses Kampffeld zeigt die Krankheit unserer Wahnvorstellungen deutlich.
Halt!
Die Geräte schweigen lassen, sich der Erholung und dem Lauschen der Natur widmen. Dem Rasen eine Wiesenzukunft geben, aufwachsen lassen und zwei/dreimal im Jahr mähen.
Gäbe es einen gesetzlichen Zwang zum Mähen, wäre das Denken und der Widerstand gegen unsere eingebildeten Krankheiten sicher leichter. Ach, Freiheit....

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