MB Kern Landhausberatung
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Freitag, 30. Mai 2008

Draufgefledert


Ein Schlüsselreiz bei der Sortierung von Hausansichten in die Kästchen: früher, jetzt und morgen ist das Dach.
Schilfdach gleich Strandnähe, Fledermausgaube gleich urvertraut und beides: richtig alt und gemütlich. Sie gehören zusammen, weil es vor der industriellen Blechproduktion keine Möglichkeiten gab, eine scharfe Kehle wasserdicht zu gestalten. Mit dem Aufkommen der Feuerversicherungen erfolgte der Ersatz der Weichdächer durch Ziegel und die Fledermausgauben konnten mit Biberschwänzen in alter Manier und Anmutung weiterleben.
Heute gibt es überzeugendere Lösungen zum Öffnen und Erweitern der Dachräume. Die original mit dieser Gaubenform eingebauten Fenster waren klein,zum Hinausschauen ungeeignet und brachten wenig Licht in den dunklen (Vorrats-)Raum. Die Funktion des Lüftens wurde im Biberschwanzdach durch entsprechend geformte Ziegel erreicht, die auch den Verkehr der Eulen und Fledermäuse erleichterte.
Heute wird der Dachraum zum Wohnen genutzt. Bei hohen Dächern wird die Öffnung im oberen Drittel das meiste Licht fangen (oder gar ein Firstlichtband), und das Hinaussehen gestatten Fenster in Sitzhöhe am besten. Für den Einsitzer sind eigentlich Dachflächenfenster optimal.
Der Wunsch jedoch ist ein Hybrid: aufgeblasene, unproportionale Gauben, die fettgefüttert auf kleinen Dächern hocken und das Vollbild der HausherrInnen samt Blumenbank nach aussen werfen könnten. Wenn nicht die Raffbauschgardine den Einblick hindern soll. Des Betrachters Auge schmeicheln, in einer Welt der strengen Kanten ein Bild fürs Gemüt erzeugen. Die beträchtlichen Mehrkosten können am Grill neiderregend den Nachbarn angesagt werden. Ist ja auch ein Mehrwert.

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Mittwoch, 28. Mai 2008

Aaahsbest


Der Werkstoff Asbest, eine vergessene, sagenhafte Entdeckung des Altertums, sollte den Menschen Wohltaten bescheren. Nach der Wiederentdeckung und Nutzbarmachung war die unvergängliche Wunderfaser allüberall eingesetzt: als Feuerwehrkleidung, Hitzeisolierungen, Brenndochte, Bremsbelag, aber auch als Getränkefilter, Zahnpastazutat und Postbeuteltextilie.
Als Faserzement unter dem Markennamen "Eternit" (hergeleitet von "Ewigkeit") wurde Weissasbest ab 1900 Standard bei Bauplatten. Seitdem ist die Schattenseite "Asbestose" bekannt , diese kam 1943 in die Liste der Berufskrankheiten.
Heute ist der Warnruf "Det is doch Asbest!" ein Käuferschockruf. Dabei sind manche Hausschätze nur durch das Plattendach in das Heute gerettet worden. Zudem bleibt ohne mechanische Bearbeitung die Auslösung der Krebsfaser gering und der Bestand selbst allenfalls ein ästhetisches Problem.
Die Beurteilung des Aufwandes schwankt sehr zwischen den Polen "Panik" und "Verharmlosung". Das anempfohlene Einbinden der Faser durch Farbanstrich ist unpraktikabel, denn die notwendige Vorreinigung der Flächen mobilisiert die lungengiftigen Partikel. Besser ist es, dieses Geld für einen Komplettaustausch zu horten.
Dabei wird ein preistreibendes Sonderkommando in Vollschutz vorgeschrieben, was verwundert. Sicher ist es nützlich, wenn die Arbeiter ein Problem im altvertrauten Baustoff sehen und auf ihren Selbstschutz achten. (Zumal in Gebieten, wo dieser Sondermüll in Anzeigenblättern fröhlich zum Wiedereinbau angeboten werden.)
Aber nach der Dachdemontage wird der Problemstoff auch nur in Bigpacks vergraben, denn eine praktikable Entschärfungsbehandlung gibt es nicht. Also: Vorsicht und Information, aber auch: Kleinmengen können privat bei der örtlichen Deponie für lau angefahren werden.

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Donnerstag, 22. Mai 2008

Gerüchte köcheln


Zu den Zeiten, als das Wünschen wirklich noch geholfen haben mag, war der Austausch im Sozialflechtwerk "Dorf" stark an die mündliche Rede gekoppelt. Sender und Empfänger hatten den gleichen Zeichenvorrat in der passenden mundartlichen Färbung parat und kein Ereignis, was nicht einer oralen Würdigung wert wäre. So entstand vielleicht das Bild der schwatzenden, rückschrittlichen Alten auf der Dorfstraße, die dem Fortschritt ständig nur im Wege standen. Welche geistige und körperliche Wohltat dieser Kontaktlaut in einer vertrauten Gemeinschaft war, werden Wissenschaftler durch viele Tierversuche vielleicht noch herausfinden und grafisch abbilden können: aber wir, die wir später leben dürfen, werden es nicht mehr erjagen.
Es ist uns ein fremdes Vergnügen geworden wie Schunkeln oder ein gemeinsames Gebet in diesen rückschrittlichen Gemeinschaften weit unten in der Türkei.
Dabei kennt nicht nur der soziologische Alumni, sondern auch jeder Kneipenwirt die berauschende Wirkung jener Ohrendroge, die in allen Völkern gleich wertvoll ist: Schadenfreude! Der Austausch über den Abstand zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Wollen und Können befeuert das vertraulich abgedimmte Kneipengespräch ebenso wie es alle Mitglieder in die Gruppe bindet und Risse in der Sozialplastik kittet. Jeder Satz ein Dienst an der Gemeinschaft, am Gefühl: Wir sind auch wer!
Falls das Absondern von schadenslustigen Wortgebilden wie Witzen, Gerüchten und dergleichen nur in einem separaten Raum ohne gleichzeitigen Drogenverzehr (Alkohol und Nikotin) bürokratisch arrangiert wird: na dann Prost!
Wer schlechten Nachrichten nach dem blossen Hörensagen keinen Glauben schenken wollte, konnte es an amtlicher Stelle nochmal nachlesen.
Heute haben wir das ganze Weltelend sekundengenau und feinkörnig gerastert auf isolierten Schirmen, es ist auch schön weit entfernt: aber geselliger? Nee, das ist es nicht geworden.

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Donnerstag, 15. Mai 2008

Schlafställe


Der Wandel der hoch gepriesenen Kulturlandschaft in eine industrielle Nähr-& Kraftstofferzeugerindustrie ist seit langem mit hohem Tempo unterwegs. Durch die Anpassung der sozialisisch begründeten Strukturen an die marktkapitalistische Formen der EU werden die Folgen jedoch drastisch erfahrbar: Landflucht ist nicht länger nur eine Vokabel aus dem Mittelmeerraum.
Jetzt gestatten sich auch Politiker einen Blick in langbekannte Entsiedelungszenarien der ländlichen Räume von Brandenburg und Mecklenburg, denn nun beginnt der Zersetzungsprozess die Kosten zum Berg aufzuschieben. Dieser wird immer den Zeitstrahl entlang weiter verschoben: nur dort lagern ja schon reichlich ungedeckte Schecks auf die Zukunft.
Die Wirtschaftgebäude alter Art sind für heutige Produktion unpraktisch. Dem Abriss entgehen sie nur, wenn ein neuer Zweck die Hülle beleben kann. So einladend die grosszügigen Räume für selbstgebastelte Loftideen auch sind: vor jeder Umnutzung ist ein Antrag beim Bauamt zu stellen und ohne Architekt sollte diese Reise nicht begonnen werden. Oftmals künden Risse im Mauerwerk von unzureichenden Fundamentierungen und an die heutigen Anforderungen ans Energieverhalten von Wohngebäuden hat niemand bei der Errichtung gedacht.
Aber die Hüllen der Schmieden, Mühlen und Ställe sind vorhanden und diese lebendig zu halten heisst auch: Kulturgut sichern.
Leider ist der Zug durchgefahren, mit Fördermitteln den Altersschnitt und das Geschlechterverhältnis in lebensfähige Bereiche zu heben. Denn schizoides Denken verhalf z.B. der Eigenheimförderung zum grandiosen Scheitern im ländlichen Raum: zu "Wintergärten" euphemisierte Glaskästen: gefördert! Eine Sanierung alter Bestandshäuser, um mit Kindern eine innen wohnende Toilette zu bekommen: Nein! Für den Altbau sowieso nur die Hälfte... ja, falls es in diesen weissen Flecken im Herzen Europas weiterhin lebendige Dörfer geben sollte: an der Landesförderpolitik hat es nicht gelegen.
Für die Mathematiker unter uns die kleine Hausaufgabe: wie hoch wäre die verlorene Förderung an jeden Neusiedler im ländlichen Raum Brandenburg ausgefallen, wenn die Subventionsgräber (Cargolifter, Chipfabrik, Lausitzring) aufs flache Land und deren Strukturen geleitet wären?

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Donnerstag, 8. Mai 2008

Substrukturen


Eine eingängige Interpretation des Kulturbegriffes schrieb die Musikgruppe "Klick&Aus" auf eine Kassettenhülle: "Ansammlung von Mikroorganismen". Welche weltentragende Bestimmung diese für uns nicht wahrnehmbaren Lebensformen haben, geht in jeder Quizsendung unter oder genauer: kommt nirgends vor. Wenn die wichtigsten Viehbestände Europas gesucht werden, ist die mengenmässig dickste Gruppe nicht dabei: die Bodenorganismen. Na gut, sie machen nichts her auf dem Grill, aber ohne sie gäbe es weder Pflanzen und damit auch keine Tiere, die wir entbeinen und grillen könnten. Kein trinkbares Wasser sowieso.
Ich will sacht andeuten, das die Rolle dieser Welt der Kleinorganismen nur unterschätzt werden kann. So sträflich und unwissend, wie wir es tun, muss es aber nicht sein. Während wir von der Entschlüsselung der genetischen Chips arg viel erhoffen,breitet sich bei den Mikrolebewesen eine weisse, stumme Wüste des Nichtwissens aus.
Sie aber sind unsere Gebieter, stummen Helfer und Ernährer und Obacht!: sind auch in unserem Körper in der Überzahl. Jeder Versuch, seinen Mikrobenhass mit Hilfe der Chemie auszuexorzieren, bringt nur Geld in andere Kassen und Allergien in unsere feingetunten, biologisch hochgerüsteten Körper. Alle Gifte, die wir auf unsere "Feinde" im Rasen, auf Fassaden, in Kleidung oder Möbel, ins Klo und auf Schnecken ausbringen, müssen wir früher oder später auch durch unsere Körper geleiten. Wir können sehr gut nur mit Ihnen leben. Eine ausländische Kapelle hat es schon auf den Punkt gebracht, in dem sie brummte: I can get no desinfaction!

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Sonntag, 4. Mai 2008

Psychodelische Pflanzen



Endlich Sonne! und während wir uns noch recken, sehen wir meterhohe Grünpflanzen das Licht schon wieder verdunkeln: Der Riesenbärenklau steht früher auf als alle anderen Gewächse. Anfallsartig wird seine Verbreitungswut (gepaart mit der Giftgefahr) in den Medien gewälzt und der rasante Neophyt zum Todeskraut ernannt. Aber die Wahl zur Giftpflanze des Jahres 2008 bestätigt: es ist eine recht lästige Grünpflanze und Nichtwissen kann hier schaden. Bis vor 30 Jahren wurde es als ergötzliche Bienenweide vereinzelt von Imkern angebaut, jetzt schreit die Gemeindesirene, sobald ein Bestand aus dem Unterholz bricht.
In einem Fortsetzungsband der sowjetischen Version des "Zauberers von Oz" wird vom schlauen Urfin erzählt, der von einem wuchernden Kraut bedrängt wird: Nur durch Jäten und Trocknen auf Blechen bezwingt er es, mit dem gewonnenen Pulver kann er Bärenfelle und Holzsoldaten beseelen und sein Leben ebenso invasiv gestalten.
Der Riesenbärenklau kommt aus dem Kaukasus und hier die Wette: Er ist das Vorbild für diese Verfolgungswahnpflanze.
Die dekorativen Blüten sind nun zur Genüge in Pixeln geliert, keiner soll seine Nachlässigkeit in der Bekämpfung damit erklären wollen. Die Zeit zur Bekämpfung ist: jetzt! Mit Spaten und Körperschutz ausgraben, auf Urfinschen Blechen trocknen, dann verbrennen. In den nächsten Jahren wiederholen. Gnade, falls es durch Schicksalsschlag, ein schlecht lesbares Testament oder sonstige Alltäglichkeiten zur mehrjährigen Verwilderung des Geländes kommen sollte! Dann hilft nur ein massiver Einsatz von qualifizierten Bodentruppen oder ein 50% Rabatt beim Verkauf.

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Samstag, 3. Mai 2008

Auspufftuning


Das Führen der Abgase ist in unseren Häusern noch neu. Erst gab es den freien Abbrand in der Diele und die schwarze Küche, der Rauch beizte die Lungen der Bewohner und den Dachstuhl und entschwand durch die Deckung in die Höhe. Dann wurden Rauchfänge aus Holz, Lehmstroh und Lehmziegel gebaut, mit der Feuerstättenverordnung für Städte und den Brandversicherungen wurden Abzüge aus gebrannten Ziegeln vorgeschrieben. So zeigte sich der Schornstein in Mitteldeutschland jahrhundertelang über den Dächern.
Bei modernen Heizungen wird die Abgastemperatur minimiert, um den Brennstoff gut auszunutzen und nicht in die Nachtluft zu heizen. Damit steigt das Risiko, das die Abgase im Kopf kondensieren, der Schornstein versottet. Also werden Schornsteine wärmegedämmt und mit säurefester Keramik aufgerüstet.
Aber die sind nicht mehr Stein für Stein gemauert und stören unsere Erwartungen erheblich. Sie weichen ab vom gewohnten Bild! Also wird mit beträchtlichen Mehraufwand ein Aussenbild gebastelt: mit Ziegeln verblendet oder in der Sparvariante mit geprägter Fassadentapete geblendet. Warum? Der Zug wird nicht besser, der Ofen nicht heisser, nur unsere Verstellung abgebildet. Aber diese lassen wir uns gern was kosten.

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