MB Kern Landhausberatung
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Donnerstag, 30. September 2010

Einheiten


Mit dem Konzept des Monotheismus ("Du sollst nur einen ... haben") war es schon passiert: Die Idee, die Vielzahl des Lebens in überschaubare Monotonien zu verwandeln und fürderhin an dieser Norm alles aus-, nicht passendes ab- oder gar hinzurichten.
Der Wunschtraum der Egalisierung des Ungleichen, der Glättung des Widerspruches ist alt wie die Ideologie, aber taugt kaum zum Träumen.
Statt großer Paraden also lieber kleine Feste, denen es gelingt, die Standards des Miteinanders höher zu heben. Fernseher aus, Sternschnuppen an. Wir treffen uns am 2.10. und lauschen beim Wirt den Gesängen der Barden aus der Stadt.
Fordert lebendes Orchester! Wer mitlauschen will, melde sich.
Damit das Leben wirklich eine eigene Qualität hatte, bevor wir in die übergrosse Einheit zurücksortiert werden.

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Sonntag, 26. September 2010

Wiederbeleibung



Ein Hindernis beim Wiedereinsatz geborgener Baustoffe ist die Vorstellungsfähigkeit der Bauherren.
Denn das alte Holz, der geputzte Mauerziegel und die Dachpfanne allein, aus den bekannten Zusammenhängen herausgerissen und auf eine Palette geschnürt, sprechen für viele mit zu dünner Stimme. Das grandiose Fachwerk und die patinierte Dachfläche, die sie ehedem bildeten, müssen mühsam imaginiert werden und in heiteren Farben vor dem inneren Auge erscheinen.
Dazu kommen Berührungsängste bei Handwerkern vor dem alten Material und dem Mehraufwand durch die handgefertigten, ungenormten Stücke.
Aber es geht. In diesem Fall kamen die frisch vom Scheunendachstuhl gepflückten Sparren in den Abbund und stehen nun wieder als künftige Trennwand in einer anderen, umgebauten Scheune.
Da gehört sie wohl auch hin.

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Donnerstag, 16. September 2010

Energetisch gesehen


Das wir fast alle nötigen Güter schon produziert haben und nicht ständig neu an der Werkbank um Wachstum beten müssen, erscheint irreal. Wahr ist: Wir befüllen die Mülltonne immer hektischer und haben die Herstellung reparabler, langlebiger oder gar vererbbarer Produkte ohne Modeturbo gründlich verlernt. Wen erregt es noch, wenn in der Verpackung unserer Lebensmittel mehr Energie steckt als im Käse selbst?
In der Scheune wurden etwa 6500 Ziegel verbaut, davon mussten 2000 Teile verworfen werden, weil sie beschädigt waren, die Materialprobe nicht bestanden oder als Halbsteine vorlagen.
Mit einem Putztisch, guten Hämmern und der Liebe zum Detail können mit 20 Mannstunden etwa 900 Ziegel aus den Gefachen gelöst, geputzt und auf Paletten gepackt werden. Da muss das Handgelenk natürlich mitspielen und die Fingerchen sollten am nächsten Tag den Hammerstiel noch freudig umfassen wollen.
Bei den 4500 gewonnenen Ziegeln sind also 9 Kubikmeter Ziegelmasse anzusetzen. Heute werden dafür 13.500 Megajoule verlorener Primärenergie gebraucht und 1,2 to Kohlendioxid in die Freiheit gesetzt. Zur Bauzeit dürfte die Effizienz des Energieeinsatzes ein Fünftel betragen haben (vor dem Hoffmanschen Ringofen ein Zehntel), für unsere Altgebäude und eine Steinstadt wie Berlin wurden also die Wälder und Kohlenreviere verheizt.
Dieser Energiehunger im Bau besteht weiter, der Wechsel zur nachhaltigen Produktion scheint in unserer Gesellschaft nicht erwünscht und in der kapitalistischen Wirtschaftsweise nicht möglich zu sein.
Wer aber will schon Steine putzen? Vielleicht noch in Holzpantinen, bitteschön?! Diese Arbeit wurde von den Bearbeitern des Arbeitsamtes als "unzumutbar" klassifiziert. Überlebenstechnologie für Nachkriegszeiten, nix mit Medien.
Für unseren zweiwöchigen Einsatz können sich die globalen Mitmenschen, die sich immer auf der anderen Erdhälfte herumtreiben müssen, ein Prösterchen mehr leisten und die "Kohlendioxidausgleichsablass" für`s gute Gewissen runterhandeln.
Mit wem eigentlich?

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Holzernte



Nicht nur die maroden Giebel werden mit dem langen Arm der Neuzeit sicher zur Erde geholt, auch die gesamte Dachkonstruktion wird abschnittsweise abgekrant. Die verbolzten Verbindungen sollten vorher angesägt sein, um eine Sollbruchstelle zu schaffen. Auf dem Boden müssen alle Balken sorgfältig entnagelt werden, was bei den brüchigen Nägeln neben Kraft und Sorgfalt auch das Anlegen einer Schutzbrille gebietet.
Bei der Wiederverwendung sind zwar die Stellen möglicher Implantate durch die Nagellöcher und Holzverfärbungen erkennbar. Aber sicherer ist die Markierung abgebrochene Nagelenden im Holz durch einen Kopierstiftkreis.
Dann die Hölzer sortieren und auf eine Länge bringen. Die hundertjährige Trockenheit der Hölzer zu bewahren ist in feuchten Zeiten schwierig, aber sportives Ziel.
Kaum liegen die Schätze aufgebreitet am Boden, stellt sich erwartungsgemäss der Kontakt zur Dorfbevölkerung her. Nicht mehr von altem Dreck ist die Rede, sondern den guten Hölzern aus den besseren alten Zeiten. Wird dies denn alles Brennholz und ob man nicht schon mal seinen Hänger holen könne...
Die nächste Eskalationsstufe der Begierde erfolgt beim Neuabbund der Hölzer an ihrer nächsten Dienststelle.

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Sonntag, 12. September 2010

Kunst in den Container


Die hohe Kunst der Zimmermänner dieser Scheune zeigt sich in vielen Details. Der untere Käfig wurde aus Eichenfachwerk errichtet, welches aus einem Altgebäude stammte. Diese getrockneten und ausgehärteten Balken wurden mit weicheren Lärchenholznägeln ausgenagelt. Das gesamte Innentragwerk aus Kiefernholz wurde handbebeilt, jeder Riegel an die Baumkante angepasst. Alle Blattungen wurden verbolzt, die Innenschwellen mit Schwalbenschwanzverbindungen eingebunden...
Es sind nicht nur Materialien, die bei der Entsorgung von Gebäuden verschwinden. Es werden Handwerkskunst, Geschichte, Kultur und Tradition geschreddert. Aber wen kümmert dies?
Erschreckend wenige Menschen stört es, dass Haus für Haus unser Zuhause verschwindet.
Wenn das Material gewonnen wird und weiter verwendet, ist dies ein Schritt.
Und das Holz ist es wert! Es ist ausgetrocknet, schwindet nach dem Einbau nicht mehr. Alle Risse sind geschehen. Im oberen, immer gut durchlüfteten Dachabschnitt gab es in einem Jahrhundert keinen Befall durch Hausbock. Ganz ohne Chemie.
Der Dachstuhl wird entlattet, die obere Sparrenabschnitte geerntet. Alles weitere wird mit dem Kran geborgen, denn auch zum Richten des Dachstuhls gab es mehr als vier Hände.

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Backstein


Eine Sorge treibt alle herum, die mit dem Wiedereinbau alter und gebrauchter Baumaterialien liebäugeln: Die Haltbarkeit.
Die Mauerziegel, welche hier als Füllmaterial der Fachwerkfächer verwendet wurden, müssen die richtige Besetzung gewesen sein: Kein Fach hatte sich heraus bewegt, obwohl es weder Dreiecksleisten oder Nägel zur Befestigung gab. Einige wenige Steine hatten materialbedingte Ausblühungen und Abplatzungen, welche auch durch den Druck auf die Füllungen zu erklären sind.
Der Stein ist sehr weich gebrannt. In einem heutigen Materialtest würde er durchfallen, aber die 100 Jahre in der Praxis wiegen wohl schwerer. Er kann also die Frostwechsel wie auch die Feuchteanfälle gut vertragen. Wichtig auch der Mitspieler Kalk, der damals in einer Grube auf der Baustelle gelöscht wurde.
So inhomogen die Materialmischungen per Hand auch war, wichtiger für die Haltbarkeit war auch die Feuchtigkeit beim Einbau. Beim Abputzen der Ziegel (sehr vorsichtig und gefühlvoll, denn wie sonst putzt man einen Keks?) waren abschnittsweise starke Unterschiede zu erkennen. Diese rührten vermutlich vom Einbauwetter her: Nieselregen oder pralle Sonne? Schon ändert sich das Abbindeverhalten des Kalkmörtels, auch eine Art Tagebuch und sehr viel später lesbar.
Der Ziegel muss also unter möglichst gleichen Bedingungen verbaut werden. Keine zementhaltigen Mörtel verwenden. Die Längstseite hat eine Patina gebildet, die auch Schutzfilm ist und keinesfalls weggebürstet oder gestrahlt werden kann. Diese Stein ist somit nicht für Druck gemacht, sondern gehört wieder in ein Fachwerk.
Eine Garantie auf das Material kann es nicht geben, denn die Art des Wiedereinbaus entscheidet die zukünftige Standzeit.
Aber in Zeiten der industriellen Baustoffherstellung, wo mit Stolz 10 oder gar 20 Jahre Garantie beworben werden, brauchen sich diese Backsteine nicht verstecken.

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Deckel öffnen


Beim Zurückbauen eines Gebäudes wird der Film der Errichtung rückwärts abgespielt. Die Fachwerkscheune ist mit reiner Handarbeit zusammen gefügt worden, also sollte sie auch händisch in die Einzelteile zurück geführt werden können. Der entscheidende Vorteil ist die sofortige Sortierung der Baustoffe und Ihre Rückgewinnung auf gleicher Wertstufe.
Beim rabiaten Einriss bleibt ein Haufen Müll, welcher sich unter einem Balkenmikado gegen seine Verladung wehrt. Die Trennung der Baustoffe ist zugleich unrealistisch geworden, aus dem Wertstoff ein Problemstoff.
Die Material- und Energieverschwendung der Bauwirtschaft ist grandios im Deutschland der Nachkriegszeit. Die Lebenszyklen der Gebäude verkürzen sich, die Umbau und Reparaturfreundlichkeit ist im freien Fall und die Schlagzahl der Hausmoden füllen die Container der Sorgenabsauger. Ergebnis: Geld wandert, Erde wird zu Müll.
Es kommt der Tag, da uns ein Haus mit Abrissplanung als "green house" verkauft wird und ein wiederverwendbares Gebäude nobelpreisverdächtig scheinen muss.
Traurig allein: Diese "Innovation" war vor Jahrhunderten schon einmal Standard.
Die Beispielscheune wurde 1906 aus Bauteilen alter Gebäude errichtet, der untere Fachwerkkäfig aus Eiche ist komplett zweitverwendet. Die Dachsteine aus Beton haben 100 Jahre ohne einen Ausfall gedient, auch dank der Sicherung jedes dritten Ziegels mit verzinktem (!) Draht. (Die Firsthauben überstanden selbst den freien Fall auf den Schutthaufen, der einst legendäre Ruf von Betondachsteinen wurde später durch billige Nachahmer zerstört.) Nur deshalb war das Dach noch begehbar, die Latten und die Nägel waren vernutzt. In der Dachfläche keine Senkung, allerding haben sich die Giebel beidseitig nach aussen geneigt. Die Mauersteine in den Fachwerkfächern mussten deshalb herausgedrückt werden, um die Last zu mindern.

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Problemgebäude


Wer an eine Landhaus denkt, verdrängt dabei den unheiligen Anhang, welcher oft daran herum baumelt. Der ursprünglichen Nutzung beraubt, abgenutzt, von fragwürdiger Standsicherheit und voller staubiger Geheimnisse und streng riechender Hinterlassenschaften: Die Hofgebäude.
Während die Stallgebäude oft massiv errichtet wurden und mit solider Konstruktion noch lange Viehstellplätze präsentieren werden, sind die Lagerscheunen oft älteren Datums. Sind sie zudem in Fachwerkbauweise errichtet worden und vernachlässigt, so wächst das grosse Fragezeichen: Wer soll das bezahlen?
Pauschal müssen die Abriss -oder Sicherungskosten von gewünschten Kaufpreis abgezogen werden, aber viele Stadtflüchter mit der dicken Romantikbrille sind von Ihren Wunschtraumbildern erblindet für die Realitäten der Physik und anderer Naturgesetze.
Sie sehen sich schon mit der rittmeisterlichen Hose auf die Hoftreppe treten und Rundschau auf die Ländereien werfen.
Spätestens beim Blick auf die nachbarschaftlichen Rittergüter fällt ihnen auf: Sie sind nicht allein.
Eigentlich wäre dies eine gute Gelegenheit, die Kameraden der Feuerwehr um einen Gefallen zu bitten und eine Übung für schmale Spendenkasse anzusetzen. Aber bei solch grossen Kisten ist dies kein Weg; ebenso der Gedanke, mit Hilfe von Traktor, Drahtseil und Kampfschrei einen Mattenwurf zu plazieren.
Wo die Kraft versagt, müssen die Gedanken arbeiten. Rückbau statt Abriss.

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