Musterdorf
Die frohe Zukunft auf dem Lande wurde in den 50iger und 60iger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht nur besungen und bemalt, es wurden auch bauliche Visionen in die Welt gesetzt. In der Gutslandschaft Mecklenburgs, wo die Landfrage durch die Bodenreform beantwortet werden sollte (welche wiederum zwangsweise in die Vergenossenschaftung führte) und gut 40 % der Bewohner Flüchtlinge aus den Ostgebieten waren, gab es die Gründung mehrerer Mustersiedlungen. Hier sollte das neue Leben und Arbeiten in neuer Wohnform und Architektur geschehen.
In Mestlin steht die größte Anlage, in seinen Dimensionen ein kaum zu erwerbendes Erbe, heute ein Muster ohne Wert. Allein das Kulturhaus könnte die nun noch anwesenden Bewohner komfortabel beherbergen, aber es gibt noch Landwarenhaus, Schule, Poliklinik... und jede Menge Wohnungen. Später wurden nur einzelne Plattenbauten in die Dörfer gesetzt, hier aber gab es auch Infrastruktur.
Die Verwerfungen der Vergangenheit und die Antworten darauf mögen uns erheitern oder befremden: der nächste Strukturwandel braust schon durch das Land und wir bräuchten dringend Ideen für die künftige Bewohnbarkeit.
Wer werden die Landwohner sein? Die ganz Schwachen, welche nicht wegkamen oder selbst von den Stadträndern in die Fläche verdrängt werden? Neuunternehmer, Raumpioniere und Lebensgenießer, die bisher unbekannte Produktionsweisen mitbringen? Die Begleiter hin zum hellen Licht für die AltersWG? Angesiedelte südeuropäischen Krisenopfer?
Ein Sack voller Fragezeichen.
Labels: Landflucht
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