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Freitag, 31. Oktober 2014

Gut Brand!


Wer bei einer Brennerei prompt an die alkoholische Gärung denkt und den Wandelgang der Zisterzienser im Bild erkennt: doppelt daneben. Die hohe Kunst des Ziegelbrennens zeigten die Römer mit Ihren Heeresziegeleien am Limes den germanischen Völkern, diese konnten allerdings nur die Hinterlassenschaften, nicht aber die Technik übernehmen. Erst durch die Klöster und den Kirchenbau ab dem 14. Jahrhundert gelangte Ziegelerwissen dauerhaft in die deutsche Landschaft.
Die damalige Herstellung unterschied sich wenig von der heutigen Ziegelproduktion z.B. in Afrika: Aufgeschichtete Formlinge werden mit Brenngut ausgefüllt, der heisse Luftstrom durch gebaute Kanäle durch das Innere geführt. Die Ergebnisse waren sehr mangelhaft, etwa die Hälfte der Ziegel hat zu viel oder zu wenig Hitze abbekommen. Diese Ziegel mögen heute schick erscheinen, für die Errichtung guter Mauerwerke waren sie hinderlich und vergeudeten Energie.
Durch die Dampfmaschine und die Strangpresse von Schlickeysen sowie Kohle als Brenngut wurde die Qualität und Menge der Rohlinge extrem befördert. Aber erst durch die Idee des ringförmigen Ofen mit dauerhaften Brand konnten diese Stückzahlen auch verfertigt werden.
Dieser Ofen wurde im Frühjahr entzündet und brannte durch die Saison. Die Konstruktion ermöglichte eine filigrane Luftführung und zielgenaue Brenngutsteuerung, die anstreichende Luft wurde durch die auskühlenden Ziegel erwärmt, die Abstreichende erwärmte die neu eingestapelten Rohlinge. In 8 bis 12 Tagen war das Feuer eine Runde herum, unglaubliche Mengen mussten also täglich von Hand eingestapelt und ausgekarrt werden.
Aber durch wie viele Hände ging der Ziegel noch, um  auf den Kahn verladen, auf die Baustelle verbracht, in die Höhe gehuckt und in einer Berliner Giebelwand vermauert zu werden?
Ohne diese Brennkathedralen, die heute als Ruinen oder technische Denkmäler in den Wiesen stehen, wäre Berlin jedenfalls nicht so rasant erstanden.

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Freitag, 24. Oktober 2014

Eine Fachwerkfiktion

Es bestand beim Autor dieser Zeilen der feste Wunsch, allein durch den Rückgriff auf gelungene Beispiele und der Zugabe von Wissen und Erfahrungen in eine Atmosphäre der Anregung und gutgestimmten Nacharbeitung zu kommen.
Denn wesentlich leichter ist Beifall und Zustimmung  zu erlangen, indem augenschmerzende Verschlimmbesserungen und Heimwerkerverfehlungen am Band ausgestellt werden.
Doch wenn sich der Sommer verabschiedet und einen die Dunkelheit in den Tiefen anhaltinischer Kleinstädte ankommt, dann ist die Wahl zwischen Gelächter und Frösteln keine mehr, dann muss der edle Vorsatz schweigen...
Gibt es neben sieben augenfälligen Fehlern, die das abgebildeten Blendwerk tief auf der nach unten offenen Schüttelfrostskala rutschen lassen, noch etwas Positives bemerken? Ist ein Schimmer in der Dunkelheit zu bemerken?
Der erkennbare Wunsch, etwas nachzuahmen, das als wertig oder auch schön anerkannt ist?
Etwas Uriges, Gemütliches, Tümelndes, nur in den engen Grenzen des eigenen Geschmacks?
Eher wohl ist dieser Anblick als Mahnmals des aktuellen Zustandes unseres Volksbauwissens zu gebrauchen.

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Sonntag, 12. Oktober 2014

Weinlager

Hier können Hersteller von Weinlagerbehältnissen viel lernen: Für ein Sommerhaus in den 20iger Jahren wurde ganz selbstverständlich ein Weinkeller vorgesehen und in der Formensprache der Moderne viel Gutes vereint.
Aus Strohleichtbeton sind die Elemente geformt, welche korrekte 90 Weinflaschen aufnehmen.
Kein Geklapper beim Sortieren der Weinsammlung (nach Alphabet, Preis oder Alter?).
Das umhüllende Material minderte die Temperaturschwankungen.
Zufallstrinker konnten geometrische Muster eintrinken, Mata Hari eine Botschaft verschlüsseln.
Mit steigendem Füllstand wurden hier schon Tetris, Sudoku und die Matrix imaginiert, leider waren am nächsten Tage die Mitschriften nicht mehr zu verstehen.
Platz für 450 Flaschen und zwei Gläser, das verspricht strukturiertes Landleben und einen geordneten Tagesabschluss.

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Pionierbesiedlung


Boden wird hinlänglich definiert als "Oberfläche der Erde, welche geeignet ist, Pflanzen als Standort zu dienen". Somit beginnt der Rückfall menschlicher Bauten mit der  Besiedlung höherer Pflanzen, worum sich besonders Birke, Holunder und Pappel als Pionierpflanzen bemühen.
Welche Taktiken sie so erfolgreich wirken lassen, verbirgt das Innere des aufgelassenen Industriebaus. Es ist ganz sicher die Wandneigung, welche aus dem Fugenmörtel den Boden für die Baumsamen bereitet hat. Welcher Druck in den Pflanzenzellen wirkt! Die Sprengwirkung steht dem Frost nichts nach. Die in Fürsorge um den Zusammenhalt des Ringofens umschlungenen Drahtseile werden der Entropie nicht lange trotzen.
Moose und Flechten kommen mit wenigen Ansprüchen durchs Leben, die angewehten Mineralien und Stäube reichen für einen Webpelz, wenn denn der Untergrund nur Feuchtigkeit verspricht. Aber durch den Stoffwechsel entstehen Huminsäuren, die den Kalk aus den Ziegeln lösen, der dauerfeuchte Untergrund bietet bei Frost Verletzungsgefahr für die Tonziegel. Solch grüne Menetekel machen sich gut auf einem Kalenderblatt für Romantiker, am Haus weist Vegetation auf schwache Stellen hin.
Ganz eigentlich könnte durch ein Kataster der Siedlungsraten , geordnet nach Parametern, eine verlässliche Datierung der Verfallsdauer möglich werden. Ähnlich der Dendrochronologie ( also der Altersbestimmung von Hölzern durch die charakteristische Abfolge der Jahresringe) wäre damit ein Zeitstrahl über aufgelassene Bauten gelegt und die gelebte Archäologie träte selbstbewusster auf.

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